07 Sep Hauttöne zeichnen mit Buntstiften | Schritt für Schritt erklärt
Wie kann ich Hauttöne mit Buntstiften zeichnen?
Wolltest du schon immer wissen, wie man realistische Haut mit Buntstiften zeichnen kann? Die meisten kennen die eine „Hautfarbe“, die in jedem Buntstiftkasten enthalten ist, die jedoch so gar nicht realistisch aussieht.
Viele von euch haben sicher schon Portraits in Schwarz-Weiß mit Bleistiften gezeichnet. Man muss sich keine Gedanken um die Farbwahl machen, sondern kann sich auf Gesichtszüge, Licht und Schatten sowie Kontrast konzentrieren.
Das Zeichnen von Bleistift-Portraits ist einfach, verglichen mit Buntstift-Portraits. Dieses Tutorial soll ein wenig Licht ins Dunkel bringen und dir helfen, den Schritt zu farbigen Portraitzeichnungen zu wagen!
Dieses Tutorial ist geeignet für Fortgeschrittene. Als Grundlage für diese Anleitung solltest du das Zeichnen von Gesichtern mit den richtigen Proportionen und Schattieren schon beherrschen.
Gastbeitrag
Ich freue mich sehr, euch dieses super hilfreiche Tutorial zu zeigen, das die liebe und außerordentlich talentierte Anna für uns vorbereitet hat.
Anna hat mich für 4 Wochen als Praktikantin unterstützt und befindet sich zurzeit in der Ausbildung zur Grafikerin. In ihrer Freizeit zeichnet sie verspielte Charaktere und ist auch im realistischen Zeichnen ein echter Profi. Momentan verwendet sie am liebsten Buntstifte für ihre Kreationen und lässt uns hier ein bisschen an ihrer Expertise teilhaben.
Extra
Zu dieser Anleitung gibt es auch ein Video! Schau Anna dabei zu, wie sie die Haut bei ihrer Portraitzeichnung mit Buntstiften zeichnet!
Bring mich gleich zum VideoVorbereitung
Bevor wir überhaupt anfangen können, brauchst du zuerst ein passendes Portraitfoto, das du zeichnen möchtest (zur Übung kannst du auch gerne das gleiche Foto wie ich verwenden). Ob du dein Foto digital, oder in ausgedruckter Form zur Hand hast, spielt dabei keine Rolle. Als Zeichenmaterialien brauchst du:
- Buntstifte (ich habe Polychromos von Faber Castell verwendet)
- und Basics, wie Radiergummi, Spitzer und Papier
Teil 1: Farben analysieren
Zuerst werden wir die die Hautfarbe der Person auf dem Portrait analysieren.
Bestimmt kennst du diese typische „Hautfarbe“ die man in allen gut bestückten Buntstift-Sets findet.Hast du schon mal versucht, damit Haut zu zeichnen?
Nimmst du nur eine Farbe aus dem Farbkasten um menschliche Haut zu zeichnen, wird dein Ergebnis mit Sicherheit nicht realistisch wirken. Oft sieht die Haut dann zu orange aus, oder einfach unnatürlich. Wenn man realistische Hauttöne mit Buntstiften zeichnen möchte muss man also wissen:
Die Hautfarben von Menschen bestehen nicht einfach aus einer Farbe, sondern aus vielen verschiedenen!
Sieh dir dein Portraitfoto ganz genau an und versuche einzelne Farben zu erkennen. Notiere sie dir auf einem Blatt Papier.
Auf den ersten Blick erscheint es fast unmöglich bei der Betrachtung des Fotos mehrere Farben der Haut zu erkennen. Es erfordert einiges an Übung um die vielen Nuancen der Haut in mehrere Farben aufspalten zu können. Aber es gibt Wege, dies zu vereinfachen!
Variante 1: Digital Hauttöne besser erkennen
Bei der ersten Variante habe ich zuerst in Photoshop eine Tontrennung durchgeführt. Wenn du Zugang zu einem Computer mit Internetverbindung hast kannst du auch ein (gratis) Fotoprogramm nehmen (z.B Gimp) und es selbst ausprobieren. Dabei wird die Farbanzahl der Farben im Bild verringert und Farben die man vorher nicht vermutet hätte, werden in größeren Farbflächen sichtbar.
Was uns diese Tontrennung zeigt, ist, dass sich sehr viele ungewöhnliche Farben in der Haut eines Menschen verbergen! Auf dem Bild siehst du die einzelnen Bereiche und darunter einige Farbkästchen, mit den wichtigsten Hauttönen.
Dir wird gleich aufgefallen sein, dass sich in den schattigen (dunkleren) Bereichen der Haut sehr viele sogenannte „kalte“ Farben zeigen (hier besonders Blau- und Grüntöne). Dagegen in den heller erleuchteten Teilen des Gesichts, erscheinen die Farben warm und rosig.
Eine ausgewogene Balance aus kalten und warmen Farben lässt deine Portraitzeichnung viel realistischer wirken.
Natürlich gibt es all diese Farbtöne, die du nun entdeckt hast, nicht genau gleich als Buntstift in deinem Farbkasten. Deshalb musst du versuchen, verschiedene Farben übereinander aufzutragen und zu mischen, um das richtige Ergebnis zu erzielen.
Ich kann dich beruhigen, man kann jede Farbe irgendwie mischen!
Also nimm dir als nächstes ein weißes Blatt und versuche, mit deinen Buntstiften die Hautfarben möglichst ähnlich nachzumischen. Dazu kannst du auch dieses Übungsblatt verwenden.
Schreibe dir genau auf, welche Stifte du verwendet hast, damit du sie später für deine Zeichnung wieder auswählen kannst. Ich persönlich finde diese Vorgangsweise sehr hilfreich. Auch wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat, kann es einem so gelingen sicher die richtigen Farben auszuwählen!
Variante 2: Analog deine Farbwahrnehmung verbessern
Wenn du nur ein ausgedrucktes Foto zur Hand hast, oder lieber ohne digitale Hilfe arbeiten möchtest, kann dieser Tipp dir bestimmt weiterhelfen!
Hierfür benötigst du ein weißes Blatt Papier in dem gleichen Format wie dein Foto, eine/n Schere/Cutter und ein Geodreieck. In die Mitte zeichnest du dir ein 1*1cm großes Quadrat auf und schneidest es anschließend aus.
Dann legst du das Papier über das Foto. Verschiebe es, sodass unterschiedliche Bereiche durch das Loch sichtbar werden. Dadurch, dass du nur einen kleinen Ausschnitt der Haut siehst, kannst du deine Wahrnehmung auf den Farbton konzentrieren. Dieses „kleine Fenster“ ermöglicht es dir, die Farbe als abgegrenzten Bereich auf dem weißen Papier zu sehen. Der Vergleich mit dem Weiß des Papiers hilft dir, die Farbe objektiv zu analysieren. So kann dein schlaues Gehirn dir nicht mehr einreden, dass das alles Rosatöne sein müssen, weil du ja ein Gesicht betrachtest und ein Gesicht nun mal aus Rosatönen besteht. 🙂
Der nächste Schritt ist gleich wie in Variante 1. Nimm dir ein zweites Blatt Papier und lege es neben die Kästchen. Versuche die Hauttöne, die du durch das Loch siehst mit deinen Buntstiften zu nach zu zeichnen.
Teil 2: Umsetzung der Zeichnung + Video!
Beim Zeichnen mit Buntstiften gilt generell: Verwende gleichmäßige Bewegungen mit gleichbleibendem Druck und trage mehrere dünne Schichten übereinander aus verschiedenen Richtungen auf.
Schritt-für-Schritt: Hauttöne Zeichnen mit Buntstiften
- Skizziere die Umrisse deines Portraits.
- Streiche mit einem Radiergummi (ein Knetgummi ist dafür sehr gut geeignet) über die Skizze, sodass sie nur mehr ganz leicht sichtbar ist.
- Starte deine Zeichnung mit einer leichten Grundierung.Diese sollte als Basis dienen. Ich habe hierfür den hellsten Stift verwendet. Wähle eine neutrale Farbe. In meinem Fall war das ein heller, warmer Grauton. Versuche, diese erste Schicht sehr gleichmäßig an dunklen Stellen aufzutragen und die hellen Stellen heller oder ganz weiß zu lassen.
- Dann starte im dunkelsten Bereich des Gesichts. Das hat den Sinn, dass deine Zeichnung nicht insgesamt zu dunkel wird. Es ist immer leichter im Nachhinein dunkle Stellen noch dunkler zu machen anstatt helle Stellen heller. Wenn du beispielsweiße im hellen Bereich anfängst und dir dieser zu dunkel gerät, ist es schwierig dies später mit dem Radiergummi auszubessern.
Deshalb fange immer in den dunkelsten Bereichen deines Portraits zu zeichnen an. Achtung: Das bedeutet nicht, dass du auch mit den dunkelsten Stiften zuerst zeichnen solltest!
-
Arbeite dich immer von Hell nach Dunkel.
Arbeite in sehr feinen Schichten, ohne viel Druck. Nimm dir dein Übungsblatt zur Hand – dort hast du schon alle Farben notiert, die du für die Ausarbeitung brauchst. Dann wähle immer die hellste Farbe, die du dir für das Farbfeld notiert hast und arbeite dich langsam zu den dunkleren Farben.
In meinem Fall habe ich ganz links (beim Ohr) mit Hellgrün und Hellbraun angefangen und dann weiter mit Dunkelbraun und Dunkelgrau nach und nach den richtigen Farbton aufgebaut. Im Halsbereich habe ich sehr viel Braun, Grau und Grün verwendet.Schwarz solltest du am Anfang gar nicht verwenden. Die dunkelsten Akzente setzt man am besten ganz am Schluss, wenn schon klar ist, welche Hell-Dunkel-Balance das Bild hat, bzw. braucht.
- An der Wange wird es deutlich heller und Farbtöne wie Lila und Rot kommen zum Einsatz. So arbeite ich mich über das ganze Gesicht. Überall dort wo sich Schatten befinden habe ich viel mit grau und braun gezeichnet.
Tipp: Versuche in kleinen Kreisbewegungen zu zeichnen, so bekommst du weichere Übergänge.
- Wenn du mit den Farben und den Schattierungen zufrieden bist, nimm deinen hellsten Farbstift (weiß oder grau) mit dem du grundiert hast und gehe in Kreisbewegungen über dunklere Stellen, die du gerne noch „weicher“ haben möchtest. Der Stift verbindet die darunter liegenden Farben und lässt die Oberfläche geschmeidig wirken. Wiederhole dasselbe für die hellen Stellen des Gesichts mit Weiß.
- Zum Schluss, nimm dir noch einen dunklen Farbstift (dunkelbraun oder schwarz) und setze damit noch bewusst Kontraste. Zum Beispiel unter dem Kinn gibt es eine Stelle, die Gesicht und Hals optisch trennt, die du noch ein wenig betonen kannst. So gibst du deiner Zeichnung noch mehr Plastizität und Kontrast. Sei aber sehr sparsam mit den dunklen Tönen. Schwarz und andere dunkle Farben kommen eher für die Zeichnung von Wimpern und Haaren in Frage.
Wow! Was für ein tolles Tutorial! Ein großes Dankeschön an Anna, dass sie ihre Tipps mit uns geteilt hat!
Was sagst du?
Hast du die Anleitung ausprobiert? Wie ging es dir dabei? Welche Strategie hilft dir beim Zeichnen von lebendigen Hauttönen mit Buntstiften? Erzähl mir davon in den Kommentaren!
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